Ökologie im Hochwasserschutz

Das schwere Hochwasser im August 2002 läutete im Land Salzburg eine neue Ära in der Schutzwasserwirtschaft ein. Nach „trockenen“ Jahrzehnten wurde auf einen Schlag die Gewalt Hochwasser führender Flüsse sichtbar. Die Hochwässer in den folgenden Jahren unterstrichen die Dramatik solcher Ereignisse noch zusätzlich. Schnell wurden in der Schutzwasserwirtschaft die notwendigen Ziele, die Sicherheit vor den schadbringenden Naturereignissen bringen sollen, festgelegt, Gefahrenzonen- pläne für das gesamte Bundesland ausgearbeitet und gemeinsam mit den betroffenen Gemeinden und Wassergenossenschaften Hochwasserschutzprojekte geplant und um- gesetzt. Flussökologische Maßnahmen waren dabei immer ein fixer Bestandteil der Umsetzung von Schutzprojekten. In den vergangenen Jahrhunderten waren die Trockenlegung der flächenmäßig kleinen Talböden in Salzburg, die Schaffung neuen Siedlungsraumes und die Ertragsteigerung in der Landwirtschaft durch die Regulierung unserer Gewässer lebenswichtig. Die dadurch entstandenen Defizite in der Charakteristik unserer Flüsse sind offensichtlich. Im Zuge der flussbaulichen Projekte wurden deshalb in den letzten Jahren schon zahlreiche Maßnahmen, die strukturreichere Gewässerabschnitte mit Mehrwert für Mensch und Natur mit sich bringen, realisiert. Mein Dank gilt den Bäuerinnen und Bauern im Bundesland Salzburg, die ihr wertvolles Grünland für die Auf- weitung der Flussläufe sowie für Retentionsflächen zur Verfügung gestellt haben. Ohne sie wären viele Hoch- wasserschutzprojekte nicht möglich gewesen. Die nun vorliegende Broschüre zeigt eine Auswahl von gelungenen ökologischen Maßnahmen im Zuge von Hochwasserschutzprojekten. Ich wünsche den Leserinnen und Lesern viel Staunen und Freude beim Studie- ren dieser Broschüre und hoffe Motivation bei Gemeinden, Wassergenossenschaften und –verbänden sowie Interessentenvertretungen geweckt zu haben, damit die „Ökologisierung“ unserer Gewässer weiter voran- schreitet. Landesrat für Wasserwirtschaft Josef Schwaiger Über viele Jahrzehnte war Hochwasserschutz gleichzusetzen mit Begradigungen samt steilen, unstrukturierten Ufersicherungen, Eintiefungen, Sperren und Sohlstufen – al- lesamt führten zu fortschreitenden ökologischen Defiziten in den Fließgewässern Salz- burgs. Die vorliegende Broschüre zeigt anhand zahlreicher Beispiele, wie sich Gewässerökolo- gie und Hochwasserschutz verbinden lassen. Die Flussaufweitungen und Strukturierun- gen haben vielfältige positive Auswirkungen, die weit über den unmittelbaren Zweck – Hochwasserschutz – hinausgehen. Bäche und Flüsse leben von ihrer Dynamik, von der ständigen Veränderung. Durch Hochwässer werden Kies- und Schotterbänke in naturnahen Fließgewässern abgetragen und entstehen an anderer Stelle neu. Diese zunächst unbewachsenen Bereiche sind so- wohl über als auch unter Wasser wichtige Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Fische finden Laichplätze, Jungfische können im Kieslückensystem ebenso heranwachen wie Insektenlarven. Typische (und gefährdete) Vogelarten finden auf den Kiesbänken Brutmöglichkeiten. Pionierpflanzen siedeln sich an und Vieles mehr. Durch die wieder entstandene Dynamik und Strukturvielfalt an Sohle und Ufer wird also Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten geboten. Die besonders anspruchsvollen Fische zeigen auch außerhalb der Maßnahmenbereiche deutliche Verbesserungen ihrer Lebensbedingungen; erste Untersuchungen haben gezeigt, dass die strukturreichen Abschnitte eine ausstrahlende Wirkung haben. Besonders hervorheben möchte ich aber auch den gesellschaftlichen Aspekt. Die Gewässer treten in naturnah gestalteten Bereichen wieder ins Bewusstsein der Menschen ein, werden unmittelbar erlebbar. Sie werden wieder als die wesentlichen Elemente der Natur- und Kulturlandschaft wahrgenommen. Und sie sind ein idealer Tummelplatz „für die ganze Familie“. In ganz Salzburg sind die hier dargestellten Flussabschnitte zu beliebten Ausflugs- und Freizeitzielen geworden. Manchmal sind sie dadurch so beliebt, dass der ökologische Nutzen gefährdet scheint. Das ist zugleich ein Auftrag an uns alle, mit diesen sensiblen Naturlandschaften besonders sorgsam umzugehen, damit sich auch die nächsten Generationen daran erfreuen können. Landesrätin für Umwelt-, Natur- und Gewässerschutz Astrid Rössler 1 Ökologie im Hochwasserschutz Eine Reise an den Flüssen Salzburgs

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